Die Mehrheit der Deutschen lebt zur Miete und hat keine Möglichkeit, die Dachflächen des Hauses für die Installation einer Photovoltaikanlage zu nutzen. Dennoch gibt es auch für die Mieter in einem Mehrfamilienhaus die Möglichkeit, eigenen Solarstrom zu erzeugen und so die Energiewende aktiv zu unterstützen. Die Lösung heißt Balkonkraftwerk (auch Balkon-Solaranlage, Mini-PV-Anlage, Stecker-Solaranlage oder Plug&Play-Solaranlage genannt).
Ein Balkonkraftwerk in der Mietwohnung ist eine kleine Photovoltaikanlage mit ein oder zwei Solarmodulen, die in der Regel 300-600 Watt Leistung erzeugen. Die einzelnen Komponenten (Solarmodule, Wechselrichter, Kabel und Installationshilfen) und seine Funktionsweise ähnelt der von großen Photovoltaikanlagen: Treffen Sonnenstrahlen auf die Solarmodule, erzeugen diese Strom (Gleichstrom), der zunächst von dem Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt und dann über ein Kabel in das Hausnetz eingespeist wird, um die angeschlossenen Geräte mit Strom zu versorgen.
Durch die Nutzung des selbst erzeugten Stroms verbrauchen Sie weniger Strom aus dem öffentlichen Netz, sodass sich der Stromzähler langsamer dreht und Ihre Stromkosten sinken. Wie groß die Ersparnis konkret ist, hängt von dem Ertrag der Solaranlage und dem individuellen Stromverbrauch ab.
Überschüssiger Solarstrom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist, eine Vergütung gibt es hierfür jedoch nicht. Auch ist es bislang nicht erlaubt, dass sich der Stromzähler bei einer Einspeisung in das öffentliche Netz rückwärts dreht. Deshalb müssen (derzeit noch) sogenannte Rücklaufsperren in den Stromzähler eingebaut werden.
Hinweis: Aktuell gibt es Bestrebungen, die Installation von Balkonkraftwerken zu vereinfachen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Dazu gehört neben einer einfacheren Anmeldung auch, dass rückwärtsdrehende Stromzähler zugelassen werden sollen. Außerdem soll die maximal erlaubte Leistung von 600 auf 800 Watt erhöht werden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat die Bundesregierung im Mai 2023 angekündigt.
Ein Balkonkraftwerk in einer Mietwohnung bringt viele Vorteile mit, denn sie
Aber: Wer als Mieter ein Balkonkraftwerk in einem Mehrfamilienhaus installieren möchte, benötigt die Zustimmung des Vermieters bzw. des Eigentümers (z. B. Wohnungsbaugenossenschaft). Diese sind grundsätzlich nicht dazu verpflichtet, die Zustimmung zu erteilen und argumentieren manchmal mit einer nachteiligen Veränderung der Gesamtansicht, zusätzlichen Verschattungen oder der potenziellen Gefahr von Beschädigungen durch die Photovoltaik am Balkongeländer der Mietwohnung.
Um alle Vorteile einer Balkon-Solaranlage in der Mietwohnung auszuschöpfen, ist es wichtig, das jeweils passende Modell auszuwählen. Je nach den baulichen Gegebenheiten des Gebäudes und der Bedürfnisse der Bewohner sind verschiedene Faktoren zu beachten:
Grundsätzlich darf eine Solaranlage für den Balkon in einer Mietwohnung eine Leistung von maximal 600 Watt erzielen. Das entspricht entweder zwei Solarmodulen an einem 600 Watt Wechselrichter oder zwei einzelnen Panels mit jeweils eigenem 300 Watt Wechselrichter. Achtung: Es ist nur ein Balkonkraftwerk in jeder Mietwohnung erlaubt.
Ein Solarmodul einer Balkon-Solaranlage für eine Mietwohnung mit einer Leistung von 300 Watt ist in der Regel 175 x 100 cm groß und wiegt etwa 20 Kilogramm.
Genau wie eine große Photovoltaikanlage erzielt auch ein Balkonkraftwerk für eine Mietwohnung seine maximale Leistung nur bei einem optimalen Standort. Das bedeutet: Ausrichtung und Neigungswinkel müssen für eine maximale Energieausbeute optimal aufeinander abgestimmt sein. Sollte direkt am Balkon keine günstige Stelle vorhanden sein, besteht eventuell die Möglichkeit, mit dem Balkonkraftwerk im Mehrfamilienhaus auf andere Standorte (z. B. Gartenhütte, Garage, Rasenfläche oder Fassade) auszuweichen. Auch das ist jedoch vorab mit dem Vermieter zu besprechen.
Ab wann sich die Investition auch finanziell lohnt, hängt von dem Stromverbrauch ab: Je mehr selbst erzeugter Strom verbraucht wird, desto schneller macht sich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks bezahlt. Je nach Modell fallen die Kosten für ein Balkonkraftwerk im Mehrfamilienhaus unterschiedlich hoch aus. Dazu können noch Kosten für eine professionelle Montage durch einen Fachbetrieb kommen.
Damit ein Balkonkraftwerk möglichst viel Strom produziert und die Stromkosten deutlich senken kann, ist der richtige Standort von größter Bedeutung. Die höchste Lichtausbeute lässt sich mit der Ausrichtung der Solarmodule nach Süden erzielen, aber auch in andere Richtungen kann sich Solar für den Balkon in einer Mietwohnung lohnen. Dazu ist es wichtig, den optimalen Neigungswinkel einzustellen, der in der Regel zwischen 30 und 35° liegt.
Unabhängig von Ausrichtung und Neigungswinkel muss die Solaranlage auf dem Balkon der Mietwohnung unbedingt fachgerecht gesichert werden. Das heißt, sie muss einerseits fest verankert und andererseits vor Unwetter geschützt sein. Um eine professionelle Installation und sichere Inbetriebnahme der Balkon-Solaranlage im Mehrfamilienhaus zu gewährleisten, empfiehlt sich die Beauftragung eines Fachbetriebes, der sich auf Photovoltaikanlagen spezialisiert hat. Voraussetzung hierfür ist, dass der Vermieter bzw. Eigentümer des Hauses hierzu seine Genehmigung erteilt hat.
Wichtig: Auch ein Balkonkraftwerk im Mehrfamilienhaus muss bei dem Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Anders als bei großen Photovoltaikanlagen ist die Anmeldung eines Balkonkraftwerks allerdings auch ohne Elektriker oder andere Fachkraft möglich.
Aus Sicherheitsgründen ist Photovoltaik auf dem Balkon einer Mietwohnung nur erlaubt, wenn sie die Norm VDE-AR-N 4105 erfüllt und deren Wechselrichter entsprechend zertifiziert ist. Auch die Installation der Solaranlage auf dem Balkon einer Mietwohnung muss fachgerecht erfolgen, sodass sie fest und sicher verbaut und dabei vor Wind und Wetter geschützt sind.
Betriebs- und Wartungskosten sind bei einer Balkon-Solaranlage im Mehrfamilienhaus vergleichsweise gering, sodass sich die Anschaffung - je nach Stromverbrauch früher oder später - in jedem Fall auszahlt. Welche Wartungsanforderungen es konkret gibt, kann von Gerät zu Gerät variieren. Informieren Sie sich hierzu in der Bedienungsanleitung des Herstellers oder bei einem Fachbetrieb Ihres Vertrauens. Eine gute Pflege und regelmäßige Wartung ist die beste Voraussetzung für einen sicheren Betrieb und eine lange Lebensdauer der Solaranlage auf dem Balkon einer Mietwohnung.