In der bayerischen Landeshauptstadt München, wo die Lebenshaltungskosten generell höher sind als im Bundesdurchschnitt, stellt sich auch bei Heizsystemen die Frage: Lohnt sich die Investition in eine Wärmepumpe im Vergleich zur altbewährten Gasheizung? Durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gibt es seit 2024 erhebliche Förderungen für nachhaltige Heizsysteme wie Wärmepumpen, doch wie sieht der Kostenvergleich zwischen Wärmepumpe und Gasheizung über 20 Jahre aus, wenn man die höheren Münchner Preise berücksichtigt? In diesem Beitrag rechnen wir die Gesamtkosten für beide Systeme exemplarisch durch.
Die Gasheizung ist nach wie vor sehr beliebt, insbesondere in Altbauten. Doch ist sie auf lange Sicht die günstigste Option?
Beispielrechnung Gasheizung: In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus in München (120 m²) wird eine neue Gasbrennwertheizung inkl. Wasserspeicher eingebaut. Die Installation kostet in München rund 15.000 Euro.
Gaspreis in München:
Gasverbrauch: 19.000 kWh pro Jahr
Preis pro kWh (Grundversorgung der SWM): 12,58 Cent
Grundpreis pro Monat : 11,79 Euro
Hinweis: Der Gaspreis dürfte über die nächsten Jahre deutlich steigen, da die Bundesnetzagentur mit KANU 2.0 neue Abschreibungsregeln einführt.
Jährliche Kosten der Gasheizung in München:
2.531,68 Euro Gaskosten
72 Euro Stromkosten
350 Euro Wartung
95 Euro Schornsteinfeger
187,20 Euro CO₂-Steuer (gemittelter Wert für die nächsten Jahre, dürfte über 20 Jahre deutlich höher liegen)
Gesamtkosten pro Jahr: 3.235,88 Euro
Laufende Kosten über 20 Jahre: 3.235,88 Euro x 20 Jahre = 64.717,6 Euro
Anschaffungskosten: 15.000 Euro
Förderung: 0 Euro
Gesamtkosten der Gasheizung nach 20 Jahren: 79.717,6 Euro
Im Neubau in München wird häufig eine Wärmepumpe installiert, während sie im Altbau noch selten anzutreffen ist. Wie schneidet sie langfristig im Vergleich zur Gasheizung ab?
Beispielrechnung Wärmepumpe: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe für ein 120 m² großes Haus kostet in München rund 40.000 Euro. Durch die staatliche Förderung können 55 % der förderfähigen Kosten (Grundförderung plus Geschwindigkeitsbonus plus Effizienzbonus, daher jedoch keine Münchner FK-Förderung) eingespart werden, sodass die Nettokosten 23.500 Euro betragen.
Rechnung für die Kosten für die Anschaffung der Wärmepumpe abzüglich Förderung:
Gesamte Kosten für die Luft-Wasser-Wärmepumpe in München: 40.000 Euro
Förderfähige Kosten: 30.000 Euro
Förderung: 16.500 Euro (55 % Förderung bestehend aus 30 % Grundförderung plus 20 % Geschwindigkeitsbonus plus 5 % Effizienzbonus)
Gesamte Kosten nach Abzug der Förderung: 23.500 Euro
Stromkosten für die Luft-Wasser-Wärmepumpe in München
Jährlicher Strombedarf: 5.500 kWh (bei einer Jahresarbeitszahl von 3,5)
Preis pro kWh: 27,35 Cent pro Kilowattstunde (bei Stadtwerke München)
Grundpreis pro Monat: 99 Cent
Jährliche Kosten der Wärmepumpe in München:
1.516,20 Euro Stromkosten
200 Euro Wartung
Gesamtkosten pro Jahr: 1.716,20 Euro
Laufende Kosten über 20 Jahre: 1.716,20 Euro x 20 Jahre = 34.324 Euro
Anschaffungskosten (nach Förderung): 23.500 Euro
Gesamtkosten der Wärmepumpe nach 20 Jahren: 57.324 Euro
Die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage (PV) bietet eine interessante Möglichkeit, die Energiekosten langfristig weiter zu senken. Gerade in München, wo die Sonneneinstrahlung vergleichsweise hoch ist und die Energiepreise über dem Bundesdurchschnitt liegen, kann die Nutzung von selbst erzeugtem Strom für den Betrieb der Wärmepumpe besonders attraktiv sein. Doch lohnt sich die Investition über 20 Jahre?
Beispielrechnung Wärmepumpe mit Photovoltaik:
Für das Beispielhaus wird eine 8 kWp-Photovoltaikanlage installiert, um den Eigenverbrauch zu maximieren.
Kosten für die PV-Anlage: 12.000 Euro
Förderung durch die Münchner FKG-Förderung: 300 Euro x 8 kWp = 2.400 Euro
Kosten für den Speicher: 9.600 Euro
Netto-Investitionskosten für PV-Anlage und Speicher: 12.000 Euro – 2.400 Euro (Förderung) + 9.600 Euro = 19.200 Euro
Zusammen mit den 23.500 Euro für die Wärmepumpe (nach 55% Förderung: Grundförderung plus Geschwindigkeitsbonus plus Effizienzbonus, daher jedoch keine Münchner FK-Förderung in Bezug auf die Wärmepumpe) ergeben sich Gesamtkosten von 42.700 Euro für die Wärmepumpe und die PV-Anlage mit Speicher.
Jährlicher Strombedarf:
Die Wärmepumpe benötigt 5.500 kWh Strom pro Jahr.
Der Haushalt (4-köpfige Familie) verbraucht ebenfalls 4.000 kWh Strom pro Jahr.
Die PV-Anlage erzeugt etwa 9.000 kWh Strom im Jahr (8 kWp mal durchschnittlich 1.123 kWh / kWp*a).
Eigenverbrauch:
Dank des Stromspeichers können etwa 70 % der erzeugten 9.000 kWh direkt genutzt werden, das sind 6.300 kWh.
Die Familie spart 6.300 kWh x 0,2735 Euro (Münchner Strompreis) = 1.723,05 Euro jährlich.
Für die restlichen 3.200 kWh muss Netzstrom zugekauft werden, das kostet 3.200 kWh x 0,2735 Euro = 875,2 Euro jährlich.
2.700 kWh werden ins Netz eingespeist und mit 8,11 Cent pro kWh vergütet, das sind 2.700 kWh x 0,0811 Euro = 218,97 Euro jährliche Einnahmen.
Jährliche Bilanz:
Ersparnis: 1.723,05 Euro (Eigenverbrauch)
Kosten für zugekauften Netzstrom: 875,20 Euro
Einnahmen aus Einspeisung: 218,97 Euro
Gesamtersparnis pro Jahr: 1.066,82 Euro
Gesamtersparnis über 20 Jahre: 21.336,40 Euro
Investitionskosten: 42.700 Euro
Laufende Kosten (Wartung): 5.000 Euro Wartung (200 Euro/a für WP und 50 Euro/a PV)
Ersparnisse: -21.336,40 Euro
Endbilanz nach 20 Jahren: 42.700 Euro + 5.000 Euro – 21.336,40 Euro = 26.363,60 Euro Gesamtkosten
Die Kostenbilanz zeigt eindeutig, dass sich die Investition in eine Wärmepumpe – vor allem in Kombination mit einer Photovoltaikanlage – in München langfristig rechnet. Trotz höherer Anfangsinvestitionen profitieren Eigentümer von niedrigeren Betriebskosten, staatlichen Förderungen und Unabhängigkeit von den stark schwankenden Preisen fossiler Brennstoffe.
Gasheizung: Während die Gasheizung in der Anschaffung günstiger ist, steigen die laufenden Kosten durch den Gasverbrauch, die Wartung und die CO₂-Steuer kontinuierlich an. Auf 20 Jahre gerechnet ergibt sich eine erhebliche finanzielle Belastung, und ab 2045 dürfen fossile Heizungssysteme nicht mehr betrieben werden.
Wärmepumpe: Die Wärmepumpe hat eine deutlich höhere Anfangsinvestition, doch durch die hohen staatlichen Förderungen und die niedrigen Betriebskosten über die Jahre stellt sie die günstigere Lösung dar. Hinzu kommt die Klimafreundlichkeit, die gerade in Städten wie München an Bedeutung gewinnt.
Wärmepumpe mit Photovoltaik: Durch die Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage mit Stromspeicher werden die Betriebskosten für das Heizsystem und den Hausstrom noch weiter gesenkt. Selbst bei den höheren Investitionskosten beläuft sich die Kombination über 20 Jahre auf rund ein Drittel der Gesamtkosten im Vergleich zu Gas. Die Einsparungen durch den selbst produzierten Strom und die Förderung von 300 Euro je kWp (im Rahmen der FKG-Förderung in München) unterstützen diesen Sachverhalt.
Heizungssystem
Anschaffungskosten
Laufende Kosten (20 Jahre)
Gesamtkosten nach 20 Jahren
Gasheizung
15.000 Euro
64.717,64 Euro
79.717,6 Euro
Wärmepumpe
23.500 Euro
34.324 Euro
57.824 Euro
Wärmepumpe + PV + Speicher
42.700 Euro
5.000 Euro (Wartung)
26.363,60 Euro
(abzüglich Stromersparnis)
Gasheizung: Günstig in der Anschaffung, aber teuer im Betrieb. Hohe CO₂-Kosten plus KANU 2.0.
Wärmepumpe: Höhere Anfangsinvestition, aber durch Förderungen und geringe Betriebskosten langfristig günstiger.
Wärmepumpe + PV: Teuer in der Anschaffung, aber über 20 Jahre die wirtschaftlich sinnvollste Lösung.